Island – Zwischen Gletschern und Trollen

Last updated on 13. September 2020

Unser Trip quer durch Island

Seit Jahren planten wir, einmal die kleine Insel zwischen Großbritannien und Grönland zu besuchen. Ende September 2017 war es dann endlich soweit. Gerne lasse ich euch teilhaben, an unserer Reiseroute durch Island. Ihr findet ein Tagebuch direkt unter den Fotos. Da wir nur 10 Nächte in Island blieben, konzentrierten wir uns eher auf den Süden und Westen. Die Ringstraße ist sicherlich machbar in der Zeit, allerdings wollten wir wenigstens zwei Nächte bei jeder Station bleiben. Aufgrund des Wetters mussten wir allerdings unsere Planung etwas anpassen, dazu erfahrt ihr später mehr. Falls ihr Tipps braucht oder Fragen habt, hinterlasst einfach einen Kommentar. 🙂

Direkt zur Reiseroute

 

Tag 1

Icelandair brachte uns aus Frankfurt direkt nach Keflavík, dem etwa 1 Fahrstunde von Reykjavík gelegenen internationalen Flughafen Islands. Da wir erst am Nachmittag landeten, machten wir uns sofort auf die Suche nach unserer Autovermietung Procar. Zu unserer Überraschung mussten wir mit einem Shuttle-Service 5-10 Minuten zum Büro des Unternehmens fahren. Dort erhielten wir recht zügig unseren Mietwagen und wurden sehr ausführlich auf die Tücken des isländischen Wetters hingewiesen und welche Schäden dadurch entstehen können. Da wir bereits eine Vollkasko-Versicherung bei der Buchung abgeschlossen hatten, schlugen wir weitere Versicherungen aus. Einen Zusatzfahrer für 14 € für die gesamte Mietdauer buchten wir jedoch noch dazu. Procar reserviert einen Hohen Kautionsbetrag auf der Kreditkarte. In unserem Fall rund 1.600 €. Bedenkt dies, sollten ihr auch ein Auto bei Procar mieten wollen.

Noch am selben Tag fuhren wir in 3 Stunden nach Vík. Eine sehr windige Angelegenheit, da ein heftiger Sturm aufzog. Für die kommenden zwei Nächte sollte das idyllische Grand Guesthouse Gardakot unsere Bleibe werden. Selbst für isländische Verhältnisse recht teuer (ca. 200€/Nacht), überzeugte es jedoch mit einer gemütlichen Küche und Wohnzimmer für die Gäste und einem liebevollen Frühstück am Morgen, ausführlich vorgestellt von der sympathischen Inhaberin Eva. So wurde der Esstisch der perfekte Ort, um die anderen Gäste kennenzulernen und Tipps über Island auszutauschen.

Tag 2

Das Wetter in Vík war uns zwar nicht wohlgesonnen, es hinderte uns allerdings auch nicht daran, die Wasserfälle der näheren Umgebung anzusehen. Macht euch am besten selbst ein Bild von den beeindruckenden Skógafoss und Seljalandsfoss. Am Skógafoss bietet sich ein kleiner Spaziergang oberhalb der Sturzkante. Bei gutem Wetter hat man sogar Ausblick auf den Gletscher. Das Glück hatten wir leider nicht.
Beim Seljalandsfoss heißt es selbst bei gutem Wetter wasserfeste Kleidung anzuziehen, denn man kann hinter den Wasserfall laufen. Ein feuchtes aber einmaliges Erlebnis.
Gegen Nachmittag wurde das Wetter etwas besser und bescherte uns ein tolles Panorama am schwarzen Reynisfjara Beach. Obacht vor den tückischen Wellen, die einen immer wieder überraschen. Den feinen Sand bekommt man wirklich nur schwer aus den Schuhen, wenn es einen mal erwischt hat. 😉

Tag 3

Durch den Regen Islands führte uns Tag 3 nach Kirkjubæjarklaustur. Dort nächtigten wir im Hunkubakkar Guesthouse für rund 120€ pro Nacht (Gemeinschaftsbad). Sehr idyllisch gelegen lädt die Gegend zu spontanen Wanderungen in der Umgebung ein. Der Fjaðrárgljúfur Canyon ist direkt um die Ecke.
Wir wanderten für 2-3 Stunden Richtung Nordosten und standen wenige Meter entfernt am Abgrund eines Wasserfalls. Eines unserer Highlights des Urlaubs!
Das kulinarische Angebot hält sich im Ort jedoch sehr in Grenzen. Das Abendessen im Restaurant des Guesthouses ist selbst für isländische Verhältnisse überteuert, angesichts der Qualität. Das Restaurant Systrakaffi wird euch hingegen nicht enttäuschen.

Tag 4

Unser eigentlicher Reisehöhepunkt, eine siebenstündige Gletscherwanderung, wurde leider am Abend kurzfristig abgesagt. Die heftigen Regenfälle der Tage zuvor hatten den Gletscherzugang zerstört. Wir bekamen vom Veranstalter Glacier Guides eine kürzere Alternativtour angeboten, die wir stattdessen machten. Mit Spikes an den Schuhen ging es im Nieselregen auf den Gletscher Vatnajökull, wo sich uns eine endlose und eisige Gletscherlandschaft darbot. Etliche Filme wie z.B. Interstellar und James Bond wurden hier bereits gedreht…vermutlich aber bei besserem Wetter. Gegen Mittag bekamen wir dieses dann auch endlich zu Gesicht. Bei fast blauem Himmel erkundeten wir an Bord einen Zodiacs die Fjallsárlón Lagune. Absolut empfehlenswert!
Begeistert vom guten Wetter machten wir uns direkt auf den Weg zum Svartifoss. Ja richtig: ein weiterer Wasserfall, den man vom Parkplatz nach einer kleinen Wanderung von ca. 30 Minuten erreicht. Durch die umgebenden Steinformationen sticht dieser Wasserfall wirklich aus der Masse hervor und nebenbei hat man bei der Wanderung wunderschöne Ausblicke auf die umgebende Landschaft.
Der Tag fand seinen krönenden Abschluss in der Nacht: Polarlichter. Mehr dazu weiter unten.

Tag 5

Das schlechte Wetter der Anfangstage hatte weitere Auswirkungen auf unsere ursprüngliche Reiseplanung. Eigentlich wollten wir eine Kajatour machen, diese wurde jedoch auch abgesagt. Zu allem Unglück musste die Straße nach Höfn aufgrund schwerer Beschädigungen geschlossen werden. Wir entschieden uns kurzum nach Laugarvatn zu fahren und dort im Galleri Laugarvatn für eine Nacht zu bleiben.
Dort erwartete uns ein weiterer Wasserfall: der Gullfoss. Wahrscheinlich war dies der größte Wasserfall unserer Reise. Direkt auf dem Rückweg machten wir einen kurzen Stopp in Geysir und beobachteten ein paar Mal das Emporschießen der Wasserfontäne.
Nennt uns verfressen, aber nach all den Wasserfällen war unser Highlight des Tages die Farm Efstidalur II. Mit Blick auf den Kuhstall lässt sich vortrefflich ein Eis oder ein Burger genießen.

Tag 6

Ich traue es mich kaum zu sagen, aber es geht weiter mit Wasserfällen. Namentlich Öxarárfoss und Hraunfossar. Beide auf jeden Fall sehenswert. Auch nach den zahlreichen anderen Fällen. 😉
Am Nachmittag stillten wir unser Bedürfnis, noch mehr von den Gletschern Islands zu sehen. Into the Glaciers brachte uns, wie es der Name schon andeutet, in einen Gletscher. Die Gänge sind natürlich künstlich geschaffen, aber so erfährt man interessante Fakten über das leider nicht mehr „ewige Eis“ und kann die einzelnen Eisschichten sehen und anfassen. Sehr nettes Personal, die Fahrt auf den Gletscher im Monstertruck und die fantastische Aussicht machen diese Tour trotz des sehr kommerziellen Charakters empfehlenswert. Den Preis muss man natürlich währenddessen vergessen. Aber hey, wir sind hier auf Island…
Die Unterkunft, das Hraunsnef Country Hotel, für diese Nacht (ca. 130€) eroberte sofort unser Herz. Wir hatten eine freistehende Hütte, die vor allem mit ihrem Charme auftrumpfte. Am Morgen wurden wir von den Hühnern nebenan geweckt. Auf dem Hof leben außerdem Schweine, Kühe, Schafe und Hunde. Also auch perfekt für Familien und Naturliebhaber. Unser absoluter Favorit in Sachen Unterkunft.

Tag 7

Es ging wieder zurück in die Zivilisation, nach Reykjavík. Das merkten wir am deutlichsten daran, dass wir nach einer Woche erstmalig wieder einer Ampel begegneten. In der Hauptstadt Islands hatten wir ein sehr schönes und geräumiges Apartment für 4 Nächte: A Part Of Reykjavík Apartments – Hverfisgata. Von dort lässt sich die kleine Stadt hervorragend erkunden. Ein Parkplatz war jedoch nicht inklusive, weshalb wir regelmäßig die Parkuhr füttern mussten.

Tag 8

Mit etwas mulmigem Gefühl traten wir unsere Fahrt nach Silfra an, der berühmten Felsspalte zwischen nordamerikanischer und eurasischer Kontinentalplatte. Mulmig, denn wir hatten eine Tauchtour im eisigen Wasser geplant. Der Touranbieter DIVE.is holte uns in Reykjavík ab und stellte auch die komplette Ausrüstung. Wir hatten bereits in Deutschland einen Trockentauchkurs belegt, die unbedingte Voraussetzung um dort tauchen gehen zu dürfen. Die einmaligen Sichtverhältnisse und die Gelegenheit, zwei Kontinentalplatten gleichzeitig berühren zu können, entlohnen für den großen Aufwand. Das ist wirklich etwas, das man an keinem anderen Ort der Welt erleben kann. Island at it’s best!

Tag 9

Die unangefochtene Touri-Falle auf Island aber doch ein Must-See: die Blaue Lagune. Wir wollten dieses surreale Erlebnis auf keinen Fall missen und wir empfehlen jedem einen Besuch. Unbedingt vorab reservieren.

Tag 10

Immer die Autotür festhalten bei Öffnen! Dies lehrte uns der letzte Tag. Eine heftige Böe und die Tür wird beinahe aus der Verankerung gerissen. Nach dem kleinen Schock wanderten wir den Reykjadalur Hot Spring Trailhead. Dieser führt zu einem von heißen Quellen gespeisten Fluss. Zugegeben: Es erfordert ein wenig Überwindung bei Wind und Wetter in die Badehose zu schlüpfen, aber sobald man im rund 40° heißen Fluss liegt und die Landschaft genießt, hat man die Strapazen vergessen…und fürchtet sich vor dem Verlassen des warmen Nass‘. 🙂

Reisezeit

Wir starteten unsere Reise am 25. September. Also ziemlich genau zum Beginn der Herbstsaison auf Island. Die erste Hälfte der Reise tendenziell schlechter als üblich. Die sehr heftigen Regenfälle haben uns einiger Erlebnisse beraubt. Dafür waren die letzten Tage auch teils sonnig. Würden wir die Reisezeit empfehlen? Durchaus. Einerseits reist man während der Nebensaison, wo Unterkünfte einen Tick günstiger und selten ausgebucht sind. Andererseits sind die Temperaturen noch moderat, die Straßen sind in der Regel gut befahrbar und man hat schon gute Chancen Polarlichter zu sehen.

Polarlichter

Fast jede Nacht blickte in gen Himmel um Nordlichter zu erspähen. Hier ein paar Tipps:

  • Nutzt die App Aurora (Apple AppStore & GooglePlay Store). Sie liefert euch Vorhersagen und versendet sogar Push-Nachrichten, wenn theoretisch Polarlichter sichtbar sein sollten, falls keine Wolken die Sicht verhindern.
  • Nutzt die Webseite http://en.vedur.is/weather/forecasts/aurora/. Sie liefert nicht nur eine Vorhersage speziell für Island, sondern ihr könnt auch die Wolkendecke beobachten.
  • Ihr seht scheinbar nur weiße Wolken? Macht trotzdem testweise ein Foto. Wenn es sehr dunkel ist (z.B. bei Neumond) kann das menschliche Auge die Farbigkeit der Polarlichter nicht wahrnehmen. Die Kamera allerdings schon.
  • Fotografieren natürlich nur mit Stativ. Die Blende so weit öffnen, wie möglich. Den ISO-Wert so hoch stellen, dass das Rauschen noch okay ist. Die Belichtungsdauer entsprechend anpassung. Achtung: Bei zu langer Belichtung verwischen die Sterne aufgrund der Erdrotation. Idealerweise mit einem Weitwinkel fotografieren. Ein Bezugspunkt z.B. Bäume oder ein Berg machen das Foto deutlich attraktiver, als bloß der Nachthimmel (selbst wenn dort Polarlichter zu sehen sind).